Patientengeschichte: Elke
Ein Fall aus meinem Praxisalltag (Namen und persönliche Details wurden geändert)
Elke ist 21 Jahre alt und sucht mich auf, weil sie es nicht erträgt
alleine zu Hause zu sein. Sie wird von einer unerklärlichen Unruhe befallen, die sich bis hin zu Panikattacken steigert.
Bisher ist es Elke gelungen ihre seltsamen Symptome vor ihrem Liebsten zu verbergen.
Seit einem Jahr hat sie einen festen Freund, mit dem sie vor kurzem zusammen gezogen ist. Ihr Freund Jan ist während der Woche auf Montage und kommt Freitags abends nach Hause.
Elke hat noch keine einzige Stunde allein in der neuen Wohnung
verbracht. Sich allein dort aufzuhalten, geschweige denn dort zu schlafen scheint für sie undenkbar.
Sobald Jan Montags morgens zu seinem Job aufbricht, verlässt auch Elke die gemeinsame Wohnung.
Nach der Arbeit fährt sie zu ihren Eltern. Dort verbringt sie jede Nacht. Ihre Eltern kennen Elkes Problem.
Jan glaubt Elke sei ein unverbesserliches Nesthäkchen und braucht einfach noch Zeit um sich vom Elternhaus zu lösen. Er zieht sie gerne auf mit diesem Thema.
Elke macht sich furchtbare Sorgen, dass er sich von ihr trennen würde, wenn er herausfindet, was wirklich los ist.
In dem ausführlichen Vorgespräch taut Elke auf und kann ein bisschen über sich selbst lachen. Dadurch kann sie sich auflockern.
Ich fordere sie auf sich vorzustellen allein zu Hause zu sein und schon tauchen die Vorboten der altbekannten Angst auf.
Unter meiner Anleitung beschreibt Elke mir die Symptome, in welcher Reihenfolge sie auftreten und vor allem wo im Körper sie diese wahrnimmt. Schnell fließen die Tränen.
Da wir nun genau am Punkt sind, beginnen wir mit der Hypnose.
Elke ist sehr suggestibel und kann erstaunlich gut loslassen. Deshalb gelingt es gleich in der erste Sitzung bis zum auslösenden Ereignis in Elkes Leben zu kommen.
Es tauchen folgende Erinnerungen auf:
Elke ist 5 Jahre alt und ihre Eltern müssen „nur mal ganz kurz“ zur
Tante ins Nebenhaus rüber. Diese Angelegenheit dauert dann doch ein paar Minuten länger und die kleine Elke wird unruhig.
Schließlich kommen die Eltern in Gesellschaft, der in Tränen aufgelösten und zitternden Tante, zurück nach Hause. Niemand erklärt der kleinen Elke was los ist. Kurz darauf erscheinen Krankenwagen und Notarzt und es entsteht eine große Unruhe.
Die Tante bricht völlig zusammen und die Eltern versuchen ihr beizustehen. Um Elke kümmern sich die Erwachsenen in diesem Moment nicht. Bis sie erfährt, dass der Onkel tot in seinem Bett gefunden wurde, vergeht unendliche Zeit, in der Elke die Angst und das Entsetzen der ganzen Familie wie ein Schwamm in sich aufsaugt.
In der Hypnose kümmern wir uns um die kleine Elke, die noch immer in diesem Schockmoment von damals gefangen ist. Das Ereignis hatte Elke zwar nicht vergessen, aber die dazu gehörigen Gefühle waren gänzlich abgespalten.
Das Wiedererinnern des Schmerzes und der Angst erlauben es Elke sich selbst zu verstehen und von dem Ereignis ein für alle Mal zu lösen.
Ich empfehle Elke nicht lange darüber nachzudenken und noch am gleichen Tag alleine in ihre Wohnung zu gehen.
Verständlicherweise ist Elke noch etwas unsicher, nimmt meinen Rat aber an. Sie merkt sofort, dass sich etwas verändert hat. Die Angst kommt nicht zurück.
Elke traut dem Braten nicht ganz und schläft in dieser Nacht noch einmal bei ihren Eltern.
Am Tag danach geht sie direkt von der Arbeit in ihre Wohnung und
verbringt die erste Nacht alleine dort. Seitdem ist sie von ihrer Angst befreit.
Patientengeschichte: Bernd
Bernd ist 47 Jahre alt und in der Geschäftsführung einer großen Firma.
Es ist immer viel zu tun. Überstunden sind an der Tagesordnung. Es gibt keinen Abend, an dem Bernd vor 20 Uhr nach Hause fährt. Er wirkt stark, dynamisch und durchsetzungsfähig.
Bernd lebt am Limit. Er ist unglaublich erschöpft, kann sich aber nicht entspannen. Sein Schlaf ist miserabel. Ein- und Durchschlafen sind zur Qual geworden.
Seit einiger Zeit hat Bernd ein beklemmendes Gefühl von Angst. Zuerst war es nur Herzklopfen. Jetzt wird ihm immer öfter schwindelig und er spürt ein merkwürdiges Kribbeln auf der Haut. Er fürchtet ohnmächtig zu werden und die Kontrolle über sich zu verlieren. Sein Hausarzt hat ihn vorerst mit der Diagnose Burnout krank geschrieben.
Wir finden schnell heraus, dass Bernd schon als kleiner Junge viel
Verantwortung getragen hat. Sein Vater war Alkoholiker, der im Rausch höchst aggressiv wurde.
Bernd versuchte der „gute Mann“ im Haus zu sein und alles für seine unglückliche Mutter zu tun. In der Hypnose erinnert Bernd Szenen, in denen der Vater die Mutter brutal schlägt und er Angst um ihr Leben haben muss. Der kleine Kerl wirft sich dazwischen und kriegt selbst viel ab.
Bernd erkennt, dass er sich mehr um andere als um sich selbst kümmert und wie wenig er sich und seine Grenzen schützt. Er hat früh gelernt seine innere Stimme zu überhören.
Wir üben während der Hypnose das Hinspüren, die Abgrenzung und das Nein sagen.
Bernd kommt einige Male zur Hypnose. Wir kümmern uns hauptsächlich darum seine leeren Akkus aufzuladen und Strategien zu entwickeln wie er gut für sich selbst sorgen kann.
Bernd lernt Arbeiten zu deligieren und sich Auszeiten zu gönnen.Dadurch wird auch sein Schlaf wieder besser. Langsam findet Bernd zu seiner Kraft zurück. Die ÄngstE haben sich verabschiedet.